alpiner gleitschirmclub iisvogel

Südfrankreich 2025

Samstag, 20. September 2025

Nicht alle wissen es: Einige Iisvögel sind im Herbst Zugvögel. Und so kam es auch dieses Jahr, dass vier Exemplare in Gonzos schönem VW-Bus in den Süden zogen. Nachdem Jörg, Andreas Schlegel und Chrigel aufgeladen waren, gingen schon die Diskussionen los, als rechterhand im Vorbeifahren der schöne Le Suchet lockte. Blinker raus und los auf den Gipfel. Vielleicht gibt es schon einen ersten Flug im Jura? Leider nein, auf 1588 m hatten wir zwar eine wunderbare Aussicht bis zum Montblanc, aber der Wind wehte zu böig und sogar für die Cracks zu stark.

Live Tracking auf burnair sei Dank entdeckten wir in der Nähe weiter unten Schirme. Kurzerhand fuhren wir nach Mauborget, wo uns ein Flugschulbus zum Startplatz hochfuhr. Die Romands kennen keine Limiten und quetschen so viele Leute hinein, wie es geht. Somit war unser erster Flug sogar noch in der Schweiz gesichert.

Nach einem Kaffee ging die längere Fahrt nach Montmélian los. Kurz vor dem Eindunkeln fanden wir einen Campingplatz, der seine letzte Nacht der Saison offen hatte. Das passte, auch das anschliessende Abendessen im Restaurant am See.

Sonntag, zweiter Tag

Nur 30 Minuten nördlich planten wir, noch rechtzeitig vor der angekündigten Kaltfront, einen Morgenflug bei Montlambert. Wir erhielten einen ersten Vorgeschmack auf die ausgezeichnet ausgerüsteten Start -und Landeplätze in Frankreich. Wunderbar gemäht, Sitzgelegenheiten, mindestens ein grosser Windsack, designierte Faltzone: alles war da. Extra für Jörg hatte der lokale Club (Les Indiens de Montlamb’air) einen Totempfahl am Startplatz aufgestellt. Nach einem kurzen, aber schönen Flug ins weite Tal holte Gonzo den Bus, während die anderen drei am Landeplatz chillten. Danach hiess es Kilometer fressen. Wir fuhren 290 km weit in den Süden bis nach Moustiers, wo wir wieder unsere Zelte aufschlagen wollten. Die Dame an der Rezeption zeigte uns allerdings auf dem Compi den Wetterradar mit der Gewitterfront, die schon ganz in der Nähe war. Es brauchte danach nicht mehr viel Überredungskunst und wir bezogen zu dritt ein Mobile Home. Es sollte sich lohnen, wie wir später im Dauerregen feststellten. Unser Chauffeur bezog die ganze Woche sein kuschliges Dachbett im Büsslihimmel.

Montag, dritter Tag

Andreas ist zu danken: jeden Morgen kochte er auf seiner Bialetti für alle Kaffee. So kam sogar Jörg irgendwann aus den Federn und wurde ansprechbar. Heute war eine Wanderung in die Verdonschlucht angesagt. Warn- und Verbotsschilder verstanden wir nicht, denn sie waren in einer uns nicht so vertrauten Fremdsprache geschrieben. So stiegen wir in die Schlucht hinunter und verbrachten den ganzen Vormittag auf abenteuerlichen Pfaden in der Schlucht. Das Rückseitenwetter enttäuschte uns nicht und liess auf dem Heimweg einen Nachmittagsflug von Aiguines zu. Dieser war so hübsch, dass wir uns sogar noch für einen Abendflug in Moustiers entschieden. Eine Stunde hochlaufen und schon konnte auf dem Courchon gestartet werden. Das erhoffte Abendsoaring fiel zeitlich nicht für alle gleich ergiebig aus. Machte nichts, die Kulisse über dem Städtchen und die dramatischen Felsformationen entschädigten sowieso. Bei Bier, Wein, Grappa und einer späten Pizza klang der Abend aus.

Dienstag, vierter Tag

Nach dem Morgenkaffee und einem Dorfrundgang fuhren wir 12 km ins Hinterland zum Fuss des Mont Denier. Wieder wanderten wir gemächlich etwa 500 Höhenmeter hinauf zum Startplatz, wo wir bald nicht mehr allein waren. Der Wind wehte optimal und das Wolkenbild war vielversprechend. Wir liessen die Locals vorfliegen und starteten bald darauf selber. Wie sich das lohnte: Gleich nach dem Start stieg es bis an die Basis, so dass wir es bis übers Plateau und die vordere Krete Richtung Moustiers schafften. Bei windigen, aber guten Bedingungen konnten alle Iisvögel einen langen Panoramarundflug geniessen. Für mich das unbestrittene Highlight der Woche. Danke Gonzo fürs Landen beim Auto und zurückholen desselben.

Mittwoch, fünfter Tag

Heute war der einzige Tag, an dem nicht geflogen wurde. Wie checkten für alle Fälle im Nieselregen den Startplatz bei Digne-les-Bains, kauften Honig am Markt und fuhren weiter nach Saint-André-les-Alpes. Der Regentag erleichterte uns die Entscheidung an der Reception zugunsten einer erneuten Mobil Home Miete. Diesmal hatte es sogar WC und Dusche – und ganz wichtig – eine Heizung, denn es war kühl geworden. Das Abendessen im Bistro war umso leckerer.

Donnerstag, sechster Tag

Schon während des Morgenkaffees strahlte der Himmel und war voller Schulschirme. Chrigel und Gonzo wollten auf thermisch optimale Bedingungen warten und verbrachten den Morgen auf dem Campingplatz. Zwei weniger ambitionierte Iisvögel leisteten sich den 6 € billigen Shuttle und genossen schon mal einen ruhigen Morgenflug vom Hausberg Chalvet. Gegen Mittag waren wir alle vier (erneut) am Startplatz – zusammen mit gefühlt 40 weiteren Piloten. Alle warteten auf den ersten Vorflieger, der sich halten konnte. Als es soweit war, brach Hektik aus und etwas ungemütlich starteten reihenweise Piloten auf der riesigen Startfläche. Chrigel und Gonzo flogen lange, überhöhten prächtig und schafften dann auch tatsächlich eine hübsche Strecke Richtung Norden. Zurück kamen sie per Autostopp.

Freitag, siebter Tag

Heute wollten wir die schönen Flüge vom Vortag wiederholen. Doch am Morgen lag der Talboden unerwartet im Nebel. Also warteten wir bis Mittag und machten nochmals einen schönen Flug vom Chavet. Nachher verabschiedeten wir uns von Saint-André-les-Alpes und fuhren 100 km Richtung Norden nach Saint-Vincent-les-Forts mit seinem Rasenteppichstartplatz samt Kiosk, Liegestühlen, Toplandewiese und anderen Piloten. Nur der Wind kam mal von links und dann von rechts statt von vorn. Beinahe startbereit sahen wir zwei Vorfliegern zu. Nach diesem Spektakel entschieden wir uns für einen Dorfrundgang statt für einen Flug von diesem zweifellos spektakulären Soaringgebiet. (Die Vorflieger soarten nicht, sondern soffen klappernd ab, bezw. wurden auf die Nachbarhausterrasse verblasen.)

Eine letzte Nacht auf dem wunderbaren Campingplatz Les trois Lacs liess uns doch nochmals zelten. In der überraschenderweise rappelvollen Pizzeria in der Pampa ergatterten wir uns einen Privatofen zum Vorheizen. Anschliessend heizten wir mit Andreas’ Grappa nach.

Samstag, achter und letzter Tag

Einfach nur heimreisen ist öde, und deshalb sollte noch ein letzter Flug drinliegen. In Saint-Jean-Saint-Nicolas, 70 km nördlich, reichte die Zeit für einen schönen Hike & Fly. Wieder erwarteten uns Top-Fluginfrastruktur und gute Windverhältnisse. Wer etwas Biss hatte und zentrieren konnte, blieb länger oben und genoss einen stündigen Ferienabschluss in der Luft. Der Schreibende hatte und konnte nicht und genoss darum den Landeplatz etwas länger.

Am späteren Nachmittag bissen dann die Chauffeure noch in den sauren Apfel, beziehungsweise krallten sich das Lenkrad und fuhren die 550 km zurück in die Schweiz.

Fazit: 7 Fluggebiete, 9 Flüge, wunderbare Landschaften, einige Wanderungen, feine Restaurants, hübsche Übernachtungsplätze. Von vielen weiteren Anekdoten wäre noch zu berichten, aber man muss ja auch am Stamm noch etwas zum Plagieren haben!

Danke Gonzo für 1800 km entspannte Fahrt, Andreas für Morgenkaffee und Abendgrappa und Chrigel für die Vorbereitungen und das Aushecken der Flugmöglichkeiten.

Iisvogel-Ferien: So geht das!

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