alpiner gleitschirmclub iisvogel

Die Geschichte der Mondsüchtigen Flieger

Der Somnambulismus, historisch auch Mondsucht genannt, ist ein Phänomen, bei dem ein Schlafender ohne aufzuwachen das Bett verlässt, umhergeht und teilweise auch Tätigkeiten verrichtet. Der somnambule Zustand kann spontan auftreten oder provoziert durch äussere, suggestive Einflussnahme.

Auch bei den iisvögeln ist ein solcher Fall von Mondsucht aufgetreten, provoziert durch äussere, suggestive Einflussnahme durch Andreas, der an einem schönen Donnerstagmorgen im Januar im Threema-Chat schrieb: «Heute ist Vollmond: Ganz spontan, und wenn sich der Nebel auflöst: H&F-Mondflug, z.B. von der Kistleralp – Buttikon?»

Nur wenige Stunden später wandelten tatsächlich fünf Gestalten des Nachts in der March umher, zuerst durch den düsteren Lochwald und anschliessend über die Mondlichtgefluteten Schneehänge der Chistleralp. Der Vollmond, der vor nicht allzu langer Zeit zwischen Speer und Federispitz aufgegangen war, beleuchtete den Weg, fast als ob wir am Tag unterwegs gewesen wären. Über uns stand das Sternbild des Orion, mit seinem – ähem – Schwert.

Nach ein-dreiviertel Stunden erreichten wir bei bester Laune das Kreuz am Schwendirain, wo zuerst mal gemeinsam diniert und heisser Tee getrunken wurde (für den Lunch war die Stunde bereits viel zu fortgeschritten). Als ob der Mond nicht hell genug gewesen wäre, packte nun jeder mehrere Lampen aus: Stirnlampen, Velolampen, Stablampen, an Knopfzellen geklebte LEDs, und so weiter… Selbstverständlich wurde auch die REGA per Telefon informiert. Die nette Frau am Telefon wünschte uns einen guten Flug und versicherte uns, dass wir an dem schönen Abend bestimmt nicht die einzigen mondsüchtigen Gleitschirmflieger seien.

Als endlich alle Lampen befestigt und alle Leinen kontrolliert waren, wagten sich die ersten an den Südostwind-Start. Wie sich nur kurz daraufhin zeigen sollte, waren die Leinen ungenügend kontrolliert und die Lampen ungenügend befestigt, aber das war egal, denn wir waren in der Luft und konnten das Panorama geniessen! Heute mit ganz anderen Lichtverhältnissen als sonst.

Es war zwar wider Erwarten kein ruhiger Winterflug – die Luft war eher etwas bockig, vielleicht von der Mondthermik? – aber wenige Minuten später standen wir alle auf der riesigen Landewiese in Buttikon und hatten ein breites Grinsen im Gesicht. Es ist eben schon ein besonderes Erlebnis, so ein Vollmondflug, und es macht Lust auf mehr! So nimmt die Mondsucht ihren Lauf.

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Frühmorgens eine gelungene Aufstiegsspur ins Gelände legen, freundlich ein Dutzend Gämsen begrüssen, die Ruhe auf den Gipfeln und Abfahrten in jungfräulichen Pulverschnee-Hängen geniessen. Dieses Glück hatten die drei iisvögel Oliver, Andreas und Gonzo sowie unser Gast Jacques, der vor über 30 Jahren die ersten iisvogel-Statuten juristisch prüfte und ergänzte.

Zur Ehrenrettung der Gruppe ignorierte Oliver unsere eigenwillige Interpretation der geografischen Lage des Hohbergs und machte den kurzen Abstecher zum Gipfel alleine.

Auf dem Matzlenstock hingegen wurde gemeinsam mit dem von Oliver mitgebrachten Appenzeller angestossen. Mit Blick auf die bereits weichen Knie und die bevorstehende steile Abfahrt blieb das Fläschchen halb voll (!) – zu den guten alten Zeiten wäre es niemals zu dieser Todsünde gekommen. Zumal Schreibender mit einem veritablen Purzelbaum demonstrierte, dass alle Vernunft nicht vor Stürzen schützt.

Zum Schluss war es wiederum das Geburtstagskind Oliver, das uns in den Sonnenstrahlen vor dem Bahnhofskiosk Schwanden das „Landebier“ spendierte. Danke!

Das war ein schöner, ausgefüllter Skitourentag.

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