alpiner gleitschirmclub iisvogel

Spontantour Calanda

Den andauernden Hitzetagen musste Paroli geboten werden. Vielleicht beeinträchtigt durch erhöhte Hirntemperatur kam am Nachmittag des 1. Juli die Erleuchtung: Mit dem Leichtschirm in der frischen Morgenluft auf einen Berg wandern und den Nachmittag im nicht ganz so heissen Haus vertrödeln.
Am besten steigt man über eine steile Nordwestflanke hinauf, so dass der Schatten möglichst lange anhält. Die kurze Suche auf Swisstopo zeigt, dass der T4-Pfad von Vättis auf den Haldensteiner Calanda zwar sehr anstrengend ist, aber die Schatten-Bedingung weitgehend erfüllt. Wenn ich die ca. 1830 Höhenmeter nicht mehr schaffe, ist vielleicht doch die Zeit gekommen, in Italien am übervölkerten Strand Sonnenschirm und Liegestuhl zu mieten… oder Briefmarken zu sammeln. Die Prognosen zu Windstärke und Windrichtung sind vereinbar mit dem höchstmöglichen Startplatz auf 2760m am Haldensteiner Calanda.

Gewitter sollten nicht vor 14 Uhr entstehen. Einbauen von Zeitreserve ist auch immer gut.
Damit steht der Plan: Um ca. 3 Uhr aus den Federn, Kaffee und Müesli, bei Tagesanbruch um 5 Uhr in Vättis loswandern. Soll ich den etwas verrückten Plan jetzt im iisvogel-Chat bekannt machen und Begleitung einladen? Warum eigentlich nicht? Die meisten kennen mich ja und ist der Ruf mal ruiniert, lebt sich’s gänzlich ungeniert. Ergebnis:
Unser Lokiführer fährt „lieber“ um 7 Uhr nach Lausanne. Unser Lunchmanager und Tipivermieter sagt ab. Er bevorzugt die Tipi-Schamaninnen, die offenbar seine Stammkundinnen werden… Immerhin erhalten wir von ihm eine witzige Werbung über kalt gebrautes Calandabräu. Alex sendet darauf das Bild einer Bierdose, die Kenntnis des Bündnerdialekts voraussetzt und Manu erinnert uns an ein mahnendes Plakat einer Flugschule in den Pyrenäen zum Bierkonsum. Danilo hätte zwar Lust, aber keine Zeit.

Kaum hatte ich mich auf eine einsam-gemütliche Wanderung eingestellt, melden sich doch noch unser Präsi Simon und Dani als Begleiter. Schön!
Pünktlich nahmen wir den extrem schweisstreibenden Aufstieg im steilen Gonscherolawald ob Vättis in Angriff. Mit gewonnener Höhe sank die Temperatur und es wehte hie und da ein frischer Bergwind vom Schaftäli herab.

Obwohl fast jeder Schritt genau gesetzt werden musste, entgingen uns die reifen Walderdbeeren, einzelne Heidelbeeren die reiche Flora und das Eichhörnchen nicht. Die Horde junger Steinböcke, die sich entweder im Chämpetröle übten oder deren Gehtechnik noch Verbesserungspotential hat, sorgte für weitere Abwechslung.

Nach dem unausweichlichen Abstecher zum grobblockigen Gipfel machten wir uns noch vor 11 Uhr zügig startklar und liessen uns teils im Lee innert ca. 20 Minuten nach Vättis herunterspülen (immerhin besser als Runterlaufen). Dort empfing uns anstelle des erwarteten leichten Talwindes aus Richtung Bad Ragaz ein unangenehmer zügiger Wind aus Richtung Kunkelspass. Trotzdem landeten alle mehr oder weniger elegant unweit von Simons PW. Danke fürs Fahren! Das Erlebnis wurde mit einem erfrischenden Bad im Walensee abgerundet und zuhause – etwas stillos – ein Feldschlössli aus dem Kühlschrank geholt.
Das ursprüngliche Ziel, der Hitze zu entfliehen, wurde nicht erfüllt. Im Gegenteil: Selten so geschwitzt, aber der Ausflug hat sich gelohnt.

Gonzo

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