alpiner gleitschirmclub iisvogel

Vorderglärnisch

Es gibt manchmal diese Wochen: Pendenzen, Termine, es bizzeli Ärger. Sie wird wohl bald wieder in Vergessenheit geraten, diese Woche. Auf jeden Fall eine, an deren Ende Du weisst: ich muss raus aus der Werkstatt, dem Büro, dem Tal … rauf in die Berge.

Der Finger fährt schon über die Landkarte, ich überlege mir, welche Hütte wohl noch kurzfristig Platz hätte, da erinnert mich ein Iisvogel daran, dass Gonzo für den 21. Juni ja eine H&F Tour auf den Vorderglärnisch (2’328m) geplant hat. Passt! Gonzo texten … Platz hat es noch in seinem Auto … Zugfahrplan studieren … Treffpunkt 08.00 Uhr in Netstal.

Und dann ist es da, das Wochenende. Ich steig 07.10 Uhr aus dem Zug, Den Start haben wir etwas vorverlegt, weil am Nachmittag das Gewitterrisiko in der Gegend ansteigt. Ich sehe Gonzo, den Organisator des Tages, eine freundschaftliche Begrüssung und schon spürst Du: die Woche ist hinter und die Zeit mit guten Fliegerkollegen vor Dir.

Manu, Jörg und Danilo sind auch mit von der Partie. Nun zu fünft, platzieren wir uns geschickt in Gonzos Auto, um mit optimalen Ressourceneinsatz und –schonung auf den Saggberg zu fahren. Rasch sind wir zum Abmarsch bereit und kommen schon bald in den ‚Chännel‘ unterhalb des – wie passend – Gleiterhoren. Ein paar von uns nehmen noch ein Holzscheit mit, wo wir vom lokalen 1.-August-Komitee so nett darum gebeten werden: „Jedä treit es Schiitli bi“ fürs Höhenfeuer auf dem Vorderglärnisch.

Ich mache den Schluss unserer kleinen Truppe hinter Gonzo. Der demonstriert Wissen, von dem ich noch gar nichts wusste. Er weist mich auf die eine oder andere besondere Blume am Wegrand hin und nennt mir deren Namen. Ich finde Blumen wunderschön, aber der Spruch ‚kei Ahnig von Botanik‘ ist bei mir wörtlich zu nehmen. In der Tat ist die Wiese im Aufstieg bis zur ersten Geländestufe nach dem Stäfeli ein wahres Beispiel von Biodiversität. Und nicht nur botanisch gesehen. Im Felsband zwischen Stäfeli und Gleiterband haust sogar ein Drache! (Und damit ist kein Delta gemeint.)

Nach jener Stufe wird es wieder etwas ‚flacher‘, gefolgt von der nächsten Steilstufe, die zum Gleiter und schliesslich zu den Glärnischblanggen führt. Auf 2’170 müM kommen wir auf den Nordwestgrat. Nun haben wir neben der wunderbaren Sicht auf den Alpenfjord (sprich Klöntalersee) auch den schönen Blick runter auf Glarus und das Linthal bis nach Wesen.

Auf 2’270m – 2’290m dann der Startplatz. Und siehe da, wir sind nicht die einzigen ‚Saggflüger‘, die heute unterwegs sind. Und auch wenn Ihre SHV-Nummern etwas höher als unsere sind, legen alle gekonnte Starts hin und zeigen uns schon mal, wo es fliegen könnte oder nicht.

Wir erklimmen die letzten Meter zum Gipfel und posieren für die obligaten Photos. Wir nehmen es gemächlich, aber warten wegen der Gewittergefahr auch nicht zu lange, bis wir uns startklar machen. Manu weg, Gonzo weg, dann bin ich an der Reihe, gefolgt von Jörg und Danilo.

Zusammen gestartet, geteilt gelandet. Gonzo und Jörg holen das Auto, während wir restlichen drei den Landeplatz der Flugschule neben dem Flugplatz Mollis anvisieren. Nach ca. einer Stunde haben wir uns alle wieder gefunden und geniessen – echt glarnerisch – ein Elmer Citro und etwas weniger bekannt, aber umso natürlicher und besser, ein lokales Glacé von der Milchzentrale Gössi in Glarus.

Es ist noch früh im Tag. Und wir vermuten, dass unsere Frauen sich nicht übermässig freuen, wenn wir früher als angesagt zu Hause sind. So führt uns Gonzo noch in die March an den Hirschlensee, wo wir uns in der Hitze des Tages noch ein wenig abkühlen. So müssen wir die Frage des Ehrenpräsidenten auf unserem Clubkanal – ob wir alle trocken gelandet sind – verneinen.

E schöni Bergtour, en schöne Flug, gueti Kamerade … was will man mehr. (Und was war während der Arbeitswoche zuvor schon wieder? 🤔)

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